Bitte nicht stören: Bahn frei für die Therapeuten

35 Jahre ist es her, dass unser unver­gessener Vereins­vor­sitzender Alois Müller dem damals frisch gegründeten „Verein für Reittherapie von Behinderten e.V. Oberursel-Bommersheim“ spontan unsere Reithalle zur Verfügung stellte. Damals steckte die Hippotherapie noch in den Kinder­schuhen. “Heute gilt die Kranken­gymnastik auf dem Pferd als eine der wirksamsten Be­hand­lungs­methoden innerhalb der Physio­therapie, denn die Ausstrahlung, Wärme und gleichmäßige Bewegung des Pferdes tragen maßgeblich dazu bei, (schwer-)behinderte Patienten zu entkrampfen, den Rumpf zu kräftigen und dem Gleich­gewichts­sinn durch das Sitzen in der Bewegung neue Impulse zu geben”, erklärt Monika Blum das Prinzip.

Seit Oktober 1989 ist die hoch­qualifizierte Physiotherapeutin, die sich bereits mit zahlreichen Fach­veröffentlichungen in ihrer Branche einen Namen gemacht hat, für das therapeutische Reiten in Bommersheim verantwortlich. Kompetent unterstützt wird die ehemalige oberhessische Bezirks­meisterin in der Vielseitigkeit, die als Kind beim Gründer des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten – Gottfried von Dietze – ritt, von ihrer Schwester Birgit (besser bekannt als Cleo – „berühmt-berüchtigte“ Sängerin von „Roy Hammer & die Pralinées“) sowie von Kersti Rodis und Tom Knauer. Was besonders anzuerkennen ist: Das gesamte Team ist ehrenamtlich tätig!

Nervenstarke Pferdestärke

Aber Moment – da fehlen doch noch welche aus dem Team? Richtig! Die wichtigsten Mitarbeiter von Monika Blum, nämlich Comtessa, Tecumseh, Baccardi und Toska, dürfen wir natürlich nicht vergessen. Ohne diese Pferde, die teilweise unseren Privat­reitern gehören und dankens­werter­weise der Therapie zur Verfügung gestellt werden, läuft im wahrsten Sinne des Wortes nichts, denn: „Allein durch ihre Bewegung erfahren die Patienten eine starke körperliche Verbesserung und finden einen ganz neuen Zugang zu sich selbst“, so Monika Blum, die privat u. a. gerne am Schlagzeug entspannt, über die zentrale Rolle ihrer vierbeinigen Assistenten. Diese müssen für ihren Job neben einem gleichmäßigen Gang (überwiegend Schritt, manchmal auch „Jogtrab“) vor allem eines mitbringen: Nervenstärke! Die zeigt sich bereits beim Aufsitzen über die klappbare Aufsitzrampe, wo die Pferde unbeweglich stehen müssen, damit die Patienten, die teilweise im Roll­stuhl sitzen, sicher auf die Vier­beiner gesetzt werden können. Dass auch hochkarätige Dressur­cracks diese Arbeit lernen und mit besonderer Bravour bewältigen können, kann man jede Woche bei Baccardi von und mit unserem Vereinsmitglied Axel Pöschmann sehen.

Damit die tierischen Therapeuten den Spaß an der Arbeit behalten und ausgeglichen bleiben, dürfen sie nicht nur täglich auf die Weide, sondern manche von ihnen genießen sogar einmal im Jahr ihre Sommer­frische im Vogelsberg. Den Beweis, dass man auf diese Weise bis ins hohe Alter seinen Aufgaben nach­gehen kann, lieferte der in unserem Verein weit bekannte „Therapieprofessor“ Hindu. Der vom Frauenring Oberursel gespendete Norweger trat 1984 seinen Dienst an und ist erst in diesem Frühjahr im Alter von 30 Jahren in den Pferde­himmel zu seinen Kollegen Chyras (seinerzeit gespendet von Dr. Lindner) und Sirius (damals zur Ver­fügung ge­stellt von Albrecht Hieronymi) umgezogen.

Monika Blum und ihr Team freuen sich über jeden Fortschritt, den ihre Patienten machen. Und zu diesen Erfolgen trägt auch unser Verein ein wenig bei, denn: „Hippotherapie wird nicht mehr von der Krankenkasse erstattet und ist durch die regressive Gesundheitspolitik generell gefährdet. Daher sind wir dem Reiterverein St. Georg Oberursel-Bommersheim sehr, sehr dankbar, dass er unsere Arbeit durch die Bereitstellung der Halle und die entsprechende Ausstattung so stark unterstützt!“

Übrigens: Um die Arbeit mit seinen Patientinnen und Patienten auch in Zukunft erfolgreich weiterzuführen, ist der „Verein für Reittherapie von Behinderten e.V. Oberursel-Bommersheim“ von tatkräftigen, ehrenamtlichen Helfern abhängig.